12 Dinge, die jedes Kind hören sollte

Kategorie: Lernförderung
Lernförderung - Deutschlernen im Ausland - Tipps für Eltern

1. „Alles ist schwierig, bevor es leicht wird!“ (Goethe) oder schlicht „noch nicht“.

Wenn Kinder über schwierigen Aufgaben brüten, an Mathe verzweifeln oder den Schriftspracherwerb als unüberwindbares Hindernis empfinden, ist diese Erinnerung wichtig.

„Ich kann das nicht!“ höre ich als Lehrerin des Öfteren. Meine Antwort: „Du kannst es noch nicht, deswegen üben wir es ja! Mit ein bisschen Übung wirst du es bald richtig gut können! Also los geht’s, das wird!“

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2. „Du kannst das immer besser!“

Machen Sie Ihr Kind auf seine Fortschritte aufmerksam und feiern sie die kleinen Schritte auf dem Weg, die viel zu oft übersehen werden. Wir Eltern tendieren dazu, meist nur den Enderfolg zu loben. Das Anerkennen der Anstrengungen dorthin ist jedoch mindestens genauso wichtig, weil es motivierend wirkt und die Kinder anspornt. Machen Sie ihr Kind immer wieder auf den Unterschied zwischen „früher“ und „jetzt“ aufmerksam: „Schau mal, vor zwei Wochen war das noch so schwer für dich und nun geht es schon so viel besser!“. Lassen Sie Ihr Kind spüren, wie stolz sie auf sein Bemühen sind – auch wenn es noch lange nicht am Ziel ist.

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3. „Supertoll, weiter so!“

Loben Sie Ihr Kind vor allem dann, wenn es beginnt, etwas Neues in Angriff zu nehmen – sei das nun das Radfahren, Häkeln, Schreiben oder Bruchrechnen. Wir alle wissen aus Erfahrung, dass „aller Anfang schwer“ und dass „noch keine Meisterin vom Himmel gefallen“ ist. Kindern fehlt jedoch noch die Erfahrung, dass stetes Üben zielführend ist. Deswegen brauchen sie unsere Unterstützung. Erinnern Sie sich noch, wie Sie die ersten Schritte Ihres Kindes gefeiert haben? Genau so dürfen Sie Ihr Kind auch am Anfang jeder neuen Herausforderung freudig ermuntern und anfeuern.

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4. „Was du hier machst ist wichtig!“

Was immer Sie als Eltern vom momentan gültigen Lehrplan eines Landes halten (NB: Ich finde auch, dass man einiges besser machen könnte!), er ist darauf ausgelegt, Kindern eine möglichst gute Allgemeinbildung zu vermitteln. Selbst dann, wenn Ihr Kind Dinge lernen muss, in denen es für sich momentan keinen unmittelbaren Sinn sieht, lernt es täglich Inhalte, die sein Wissen & Denken fördern und seinen Horizont erweitern. Auch eine Tierärztin muss später Mathe können, um Medizin richtig zu berechnen. Auch Künstler und Handwerker  müssen richtig lesen und schreiben können, damit sie nicht übers Ohr gehauen werden und auch eine Polizistin und ein Immobilienmakler profitieren davon, Fremdsprachen zu beherrschen. Zeigen Sie Ihrem Kind den breiteren Kontext des Lernens auf.

5. „Fehler sind unsere Freunde!“

Es macht mich immer wieder traurig, wie viele Kinder an sich selbst den Anspruch des „Perfekt-sein-Müssens“ haben. Als Folge wird jeder Fehler als Versagen interpretiert, für das sich die Kinder dann schämen. Dabei sagt doch schon ein altes Sprichwort, dass man „aus Fehlern klug wird“! Unsere Kinder müssen wissen, dass sie Fehler machen dürfen, dass wir alle Fehler machen und dass dies ganz selbstverständlich ist, wenn man neue Dinge lernt und ausprobiert. „Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen!“ sagte Dietrich Bonhoeffer einmal. Wie recht er hat. Vermitteln Sie ihrem Kind, dass Fehler etwas Normales, ja sogar etwas Gutes sind, und dass man sie machen darf. Denn durch sie lernen wir Dinge zu reflektieren, zu erkennen und zu korrigieren.

(NB: Wenn es scheint, als ob ein Kind aus Fehlern nicht wirlich lernen kann und die Ergebnisse trotz häufigen Übens einfach nicht besser werden, dann braucht es Hilfe. In diesem Fall wäre es empfehlenswert, eine Lernberatung zu kontaktieren.)

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6. „Man braucht nicht alles können!“

Erinnern Sie sich noch an Ihre eigene Schulzeit? Da gab es sicherlich Fächer, die Ihnen leicht fielen und andere, die Sie lieber aus dem Stundenplan gestrichen hätten. Jeder Mensch hat seine ganz eigenen Gaben und Begabungen – und das ist wichtig und richtig! Manche Menschen sind kognitiv sehr gut; das sind die Kinder, die im Zeugnis fast überall Top-Noten haben, da unser heutiges Schulsystem sehr auf kognitive Fächer wie Mathe, Deutsch und Wissenschaften ausgerichtet ist. Was aber wäre unser Leben ohne Musik und Kunst, ohne Sport, Bücher, Vereine, Filme oder Theater?  Wo kämen wir ohne Menschen mit handwerklichem Geschick hin? Ich will damit nicht andeuten, dass das eine das andere ausschließt! Im schulischen Alltag jedoch gibt es, sowohl was die Anzahl der Unterrichtsstunden als auch die Gewichtung der Fächer angeht, eine Benachteiligung für die Kinder, die eher künstlerisch, musisch, handwerklich oder sportlich begabt sind. Fächer wie „Sozialkompetenz“, „Ideenentwicklung“ oder „Motivations-, Erfindungs- und Leitungskunde“ sucht man vergeblich. Was ich damit sagen möchte: wenn ein Kind sich anstrengt, um bei kognitiven Aufgaben zu punkten, und im Zeugnis dann trotzdem nur mittelprächtige Noten hat, weil seine Begabungen auf einem anderen Gebiet liegen, dann sind diese Noten gut genug und ein Grund zur Freude! 3 bedeutet „befriedigend“ und auch 4 ist noch „ausreichend“. Im Übrigen gibt es viele erfolgreiche Menschen, die während der Schulzeit auch keine besseren Noten hatten – man braucht Zeit, Muse, Übung und Gelegenheiten, um sich als Persönlichkeit zu entwickeln. Zukunftschancen werden nicht nur von Noten beeinflusst. Ein wichtiger Faktor ist zum Beispiel ein fröhliches Selbstbewusstsein und das Wissen, dass ich angenommen bin, so wie ich bin. Mit anderen Worten: sich anzustrengen ist super und wichtig – man muss aber wirklich nicht alles können!

7. „Jetzt mach mal eine Pause, geh an die frische Luft und trinke etwas!“

Unser Gehirn braucht Sauerstoff, Flüssigkeit und Energie, um gut funktionieren zu können. Kleine Pausen beim Lernen und Üben, sowie Bewegung und frische Luft wirken oft Wunder. Dadurch kann Gelerntes „sich setzen“, der Blick weitet sich und der Horizont des Lebens wird wieder größer und entspannter.

NB: Zeit vor irgendwelchen Geräten wie Handy, Tablet, Computer oder Fernseher zählen hier nicht. Diese Aktivitäten beanspruchen das Gehirn in einer Weise, die nicht hilfreich ist, die Gedanken zu „lüften“!

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8. „Können wir dafür eine Eselsbrücke finden?“

Kinder müssen manchmal Dinge lernen, die kompliziert oder ziemlich abstrakt sind. Bringen Sie ihrem Kind bei, wie sich mit Mnemotechniken vieles leichter merken lässt. Das geht sowohl für Mathe: „6 mal 6 ist 36, Lehrer putz die Brille fleißig!“, Deutsch: „Wer nämlich mit h schreibt ist dämlich!“ und andere Fächer. Eselsbrücken kann man auch gemeinsam entwickeln. Ich frage meine Schüler öfter, ob jemandem eine Eselbrücke zu schwierigen Lerninhalten einfällt und bin immer wieder darüber begeistert, was sich die Kinder alles ausdenken – und dann nie wieder vergessen.

9. „Ich fand x früher leicht, aber y war sehr schwer für mich!“.

In der Vorstellung vieler Kinder können und wissen die Eltern (fast) alles. Als Folge stellen sie auch an sich selbst den Anspruch, alles möglichst schnell und gut können und wissen zu müssen. Wenn das dann nicht gleich klappt, sind Verzweiflung und Depression die Folge. Kinder müssen wissen, dass ihre Eltern auch Schwierigkeiten auf dem Weg zu bewältigen hatten, sich ebenfalls anstrengen mussten und dass es sich lohnt, sich durchzukämpfen. Ich werde nie vergessen, wie ich als Schülerin zufällig auf dem Dachboden ein altes Schulzeugnis meines Vaters fand, aus dem eindeutig hervorging, dass auch er seine Probleme in der Schule hatte. Mein kluger Papa! Unter anderem stand da: „K. ist faul und schwatzt!“ Wie wohltuend und befreiend war dieser Satz für mich als Kind, und wie herzlich haben wir alle darüber gelacht.

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10. „Versuch doch mal, das „Ich mag nicht !“ in ein „OK, ich mag zwar nicht, ich mach das jetzt aber trotzdem, damit ich es hinter mich bringe!“ umzuwandeln.

Manche Dinge im Leben muss man tun, auch wenn man sie nicht mag – zum Beispiel Abspülen und Hausaufgaben. Sie deswegen ständig vor sich herzuschieben, bringt überhaupt nichts und vergällt einem höchstens den Tag. Viel besser ist es doch, die ungeliebte Sache möglichst flott zu erledigen, damit ich danach frei und fröhlich meinen Tag gestalten oder spielen gehen kann.

11. „Ich liebe dich nicht dafür, was du kannst oder tust, sondern weil du bist, wie du bist!“

Wenn Sie es schaffen, Ihrem Kind zu vermitteln, dass Ihre Liebe nicht an schulische Leistung geknüpft, sondern bedingungslos ist, legen Sie eine Grundlage, auf der sich wunderbar frei und fröhlich lernen lässt.

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12. „Ganz ehrlich – das weiß ich auch nicht!“.

Kein Mensch kann alles wissen und alles können. Wichtig ist dann, Kindern zu zeigen, wie wir Erwachsene mit solch einer Situation umgehen. Wie kann man eine Antwort/Lösung finden, wenn man sie nicht weiß? Nochmal in Schulheften blättern? Bücherei? Internet? Oma oder Opa fragen? Freunde anrufen? Bestimmt gibt es eine Möglichkeit, das herauszukriegen!

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Und noch ein Tipp zum Schluss:

Auf die Frage: „Wie war es in der Schule heute?“ erhalten viele Eltern nur einsilbige Antworten. Wenn Sie mehr wissen wollen, sollten Sie zu „offenen Fragen“ greifen, also Fragen, die sich nicht einfach mit „Ja“, „Nein, oder „Gut“ beantworten lassen:

Was hast du heute gelernt? Was war heute in der Schule schön/interessant? Was hast du in der Pause gemacht?  Hast du dich über irgendwas gewundert /gestaunt / geärgert? Habt ihr heute über irgendetwas gelacht? Wie war denn die Lehrerin heute drauf?

…sind Fragen, die dazu einladen, das Erlebte zu reflektieren und zu erzählen. Kommunizieren Sie so viel es geht mit Ihrem Kind. Lassen Sie es spüren, dass es Ihnen wichtig ist.

Wichtig auch:

Manchmal gibt es kein „richtig“ oder „falsch“, manchmal helfen gute Ratschläge nicht und manchmal müssen Kinder im Leben ihren eigenen Weg finden. Was für die Generation der Eltern richtig war, muss nicht zwangsläufig auch für das Leben der Kinder stimmen. Dann reicht es, als Eltern einfach nur da zu sein, zuzuhören und mitzutragen.

 

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